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Kritik und der Umgang mit der Angst

    Neulich bekam ich eine Email mit massiver Kritik an meiner Arbeit. Ich wäre unqualifiziert, hätte einfachste Absprachen nicht eingehalten und wäre unqualifiziert.

    Daraus wäre ein enormer Schaden für die betreffende Person entstanden und sie würde sich immer noch mit den Auswirkungen abplagen müssen.

    Im ersten Moment war ich mehr als geschockt.

    Diesen Zustand kenne ich. Ich war gerade dabei eine kleine Re-Traumatisierung zu erleben: Mein System reagierte im Panikmodus. Schweißausbrüche, Herzschlag erhöht, mein Magen rebelliert. Meine Atmung beschleunigt sich, ich bin wie erstarrt. Meine Emotionen galoppieren von Angst über Trauer zu Wut.

    Erst langsam kehrt Ruhe ein.

    Ich denke nach.

    • Was ist dran an den Vorwürfen? Nein, falsche Richtung. Wenn ich dieser Frage weiter nachgehe, dann suche ich den Fehler bei mir.
    • Also: Was will diese Situation mir sagen? Schon besser. Ich nehme die Beobachterposition ein

    Mein Herzschlag verlangsamt sich, ich kann wieder klare Gedanken fassen. Emotional bin ich aus meiner Wut herausgekommen. Auch die Angst ist nur noch latent da. Gibt es hier wirklich einen Vorwurf für mich?

    Ich erkenne, dass alles, was die Absenderin schrieb, in einem höchst emotional aufgeladenen Moment geschrieben wurde.

    “Sowohl auf der menschlichen als auch auf der fachlichen Ebene Spuren hinterlassen… … die mehr als ärgerlich sind… … hat mich in der vorgefundenen Dimension nachhaltig verblüfft.”

    All das sind Aussagen, die aus der Emotion heraus getroffen worden sind.

    Natürlich hat sie ein Recht auf ihren Ärger. Die Frage ist, wieviel davon wirklich an mich adressiert ist. Was davon ist meins, was davon dient lediglich als Blitzableiter für eine Situation, die für die Absenderin ärgerlich ist.

    Wenn wir uns ärgern (schon allein das “ich ärgere MICH” ist fatal), dann hat das IMMER etwas mit uns zu tun. Wir sind getriggert. Nicht der andere ist schuld, dass er bei uns die Knöpfe drückt. Hier überhaupt von Schuld zu sprechen, ist unwirklich.

    Starke Emotionen, wie Wut, Angst, Trauer, Freude werden dann in uns ausgelöst, wenn wir eine Verbindung mit dem jeweiligen Thema haben.

    In meinem Beispiel sah die Absenderin möglicherweise ihren Arbeitsplatz gefährdet. Oder sie war/ ist gekränkt, weil sie das Gefühl hat, ich hätte ihre Arbeit nicht gewertschätzt. Was auch immer es ist, es hat nichts mit mir zu tun. Ich kann mir in Ruhe also die Punkte ansehen, schauen, ob einer der Punkte meine Aufmerksamkeit verlangt und dann- ohne Emotionen- reagieren. In diesem Fall: mit einer klaren Abgrenzung.